Die Jusos in Reutlingen haben nach monatelangen Informationsveranstaltungen und Diskussionsrunden, unter anderem mit dem Projektleiter von ECE und Mitgliedern des Forum Reutlingen, sowie Besuchen in Shoppingcentern vergleichbarer Städte und einem regen Erfahrungsaustausch mit „Betroffenen“, ihren Meinungsbildungsprozess zum Thema „Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandels auf dem ehemaligen Postgelände“ abgeschlossen.

Jusos lehnen 23.000 m² ab

Der Juso-Kreisvorsitzende Philipp Lamparter erläutert: „Nach der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema und Abwägen aller Fakten sind wir zwar nicht grundsätzlich gegen Einkaufzentren, allerdings kommt es auf die Rahmenbedingungen an. Wir sind für Reutlingen zu dem Schluss gekommen, dass eine Shopping-Mall mit einer Verkaufsfläche von 23.000 m² keinen Mehrwert für die Stadt bringt. Vielmehr würde der Bau zu einer Abwanderung bestehender Einzelhändler in die Mall führen und damit einen „trading-down“ Prozess in der Wilhelmstraße einleiten, an dessen Ende viele Leerstände zu erwarten sind. Deshalb lehnen wir Jusos das Ansinnen von ECE ab.“

Höchstens 13.500 m²

Und die Stellvertretende Kreisvorsitzende Silke Bayer ergänzt: „Wir wollen in Reutlingen kein in sich geschlossenes Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Postgelände, das dazu noch von einer stark befahrenen vierspurigen Durchgangsstraße von der Wilhelmstraße abgeschnitten wird.“ „Idealer Weise“, so Bayer weiter „sollte sich der Standort in einer 1A-Altstadtlage befinden und die Ansiedlung für die Stadt kostenneutral verlaufen.“

„Knackpunkt aber“, so stellt Philipp Lamparter klar, „ist und bleibt die geplante Gesamtverkaufsfläche. Wir können einer Ansiedlung nur dann zustimmen, wenn diese einen vertretbaren Maximalzuwachs von 15% der bestehenden Einzelhandelsfläche nicht übersteigt – das wären für die Reutlinger Innenstadt 13.500 m².“

Keine soziale Selektion

„Einkaufcenter dürfen nicht nur unter ökonomischen Aspekten gesehen werden“, betont der ehemalige Jugendgemeinderatssprecher Clemens Kluck. „So muss gewährleistet werden, dass ein solches Einkaufscenter für alle Reutlingerinnen und Reutlinger zugänglich ist. Der soziale Aspekt darf auch bei einem kommerziellen Projekt nicht außer Acht gelassen werden. Ein Center am Rande der Innenstadt würde konsumfreudige Bürgerinnen und Bürger von so genannten „Randgruppen“ trennen. Wir wollen aber eine Innenstadt, in der alle Teile der Gesellschaft gleichberechtigt Platz finden.“

Der Stellvertretende Kreisvorsitzende Georg Mrusek macht zudem klar, dass nach der Ablehnung von ECE schnellstmöglich die Entwicklung von City-Nord vorangebracht werden müsse. „Wir wollen dieses Gebiet positiv weiterentwickeln.“ Und Silke Bayer bringt es auf den Punkt: „Ein Gesamtkonzept muss her!“

SPD und Gemeinderatsfraktionen überzeugen

Philipp Lamparter betont abschließend, dass es im nächsten Schritt darum gehen müsse der Bevölkerung die Bedenken der Jusos verständlich zu machen. Gleichzeitig werden die Jusos sowohl im SPD-Stadtverband, als auch in der SPD-Stadtratsfraktion für ihre Position werben. Auch Frau Oberbürgermeisterin Barbara Bosch soll bei ihrem Juso-Besuch am 17. März überzeugt werden, genauso wie die restlichen Gemeinderatsfraktionen.